Enorme Nachfrage nach IT-Fachkräften
Berufsakademie Passau bildet Fachinformatiker aus IT-Berufe seit 2020 neu geordnet
Viele Berufszweige klagen über einen Mangel an Fachkräften – so auch die IT-Branche. Die IT-Schule der Berufsakademie Passau (BAP) bildet Fachinformatiker für Anwendungstechnik aus. Schulleiter und Geschäftsführung wissen: Dieser Beruf ist gefragt, eine Anstellung kann man sowohl in kleineren als auch größeren Betrieben finden, auf dem Land oder in der Stadt. Wieso der Mangel? Das erklären IT-Schulleiter Thomas Kast, sein Stellvertreter Thomas Kollmannsberger und BAP Geschäftsführerin Barbara Brauckmann.
Sie bilden an der Berufsakademie Passau aus: IT-Schulleiter Thomas Kast (r.), sein Stellvertreter Thomas Kollmannsberger und BAP-Geschäftsführerin Barbara Brauckmann. − Foto: Schmidhuber
PNP
Von Claudia Schmidhuber
Daran, dass den Beruf niemand ergreifen will, liegt es nicht, sagt Thomas Kollmannsberger. Sondern: „Der Bedarf an Fachkräften ist explodiert.“ Mittlerweile sei alles mögliche vernetzt, vom Auto bis zum Kühlschrank – diese Verbindung von Objekten mit der virtuellen Welt nennt sich das „Internet der Dinge“. Thomas Kast fügt hinzu: „In allen Bereichen gibt es eine App, mit der man verschiedene Sachen bedienen kann.“ Das sehe man auch beim digitalen Impfpass: „Bei vielen ist es zur Normalität geworden, dass man statt dem gelben Impfbuch den QR-Code zeigt.“
In Coronazeiten sei außerdem die Zahl der Bewerber für die schulische Ausbildung zurückgegangen. „Das ist momentan eine seltsame Entwicklung“, sagt Barbara Brauckmann. Informationsveranstaltungen hätten während der Pandemie nur wenige stattfinden können. „Firmen melden sich bei uns und kommen an die Schule, um sich vorzustellen“, sagt die Geschäftsführerin. Daran sehe man, wie hoch die Nachfrage nach Fachkräften sei.
Aufgrund des derzeitigen Mangels hätten Bewerber gute Job-Aussichten. „Auch in der mittleren Ebene gibt es wichtige Aufgaben zu erfüllen“, sagt Barbara Bruckmann. Ein weiterer Vorteil: „Wer in einem IT-Beruf arbeitet, der arbeitet am Rechner“, ergänzt Thomas Kollmannsberger. Breitband gebe es flächendeckend, viele IT-ler könnten von zu Hause aus arbeiten.
„Das kommt auch Frauen entgegen“, sagt Thomas Kast. Trotzdem sei die Nachfrage nach einer Ausbildung im IT-Bereich bei Frauen gering, „obwohl es ein schöner Beruf ist und Frauen oft sehr erfolgreich in ihm sind“. Woran das liegt? „Sie trauen sich oft nicht.“ Fachinformatiker werde noch immer als typischer Männerberuf wahrgenommen.
Die Ausbildung dauert drei Jahre, im dritten machen die Schüler ein halbjähriges Firmenpraktikum. Die Schüler dürfen sich die Firma selbst aussuchen, um den Bewerbungsprozess kümmern sie sich selbst. „Unsere Absolventen konkurrieren mit Hochschulabsolventen“, sagt Thomas Kast. In den IHK-Prüfungen schneide die IT-Schule überdurchschnittlich gut ab. Der Vorteil gegenüber einem Studium oder einer Ausbildung im dualen System: „Wir können vertiefter und zielgenauer ausbilden und sind nicht von einem Betrieb abhängig.“
Eines könne die Schule allerdings nicht ersetzen: den Kundenkontakt, den Auszubildende in Betrieben haben. „Wir simulieren aber reale Situationen im Unterricht“, erklärt Thomas Kollmannsberger. Die Lehrer der IT-Schule sind Barbara Brauckmann zufolge außerdem alle selbst im IT-Bereich tätig. „Manche sind auch noch aktiv im Geschehen.“ Das Ziel der BAP ist es, Fachkräfte für die Region auszubilden. Laut Thomas Kast werde die Schule auch in Stadt und Landkreis von Kommunen unterstützt. „Ein Faktor dabei ist, dass sich Firmen hier niederlassen, weil Fachkräfte da sind“, sagt Kollmannsberger.
Pro Jahr bildet die IT-Schule 24 Personen aus. Die jüngsten Schüler sind um die 15 oder 16, aber manche seien auch Mitte 20 oder älter. Voraussetzung für die Aufnahme an der IT-Schule ist die Mittlere Reife, außerdem sollten Schüler mathematisch-logische Fähigkeiten besitzen. Gute Deutsch- und Englischkenntnisse sind ebenfalls wichtig, sagen die Schulleiter. „Und ein Interesse an Digitalisierung und Technik gehört dazu“, sagt Thomas Kast. Schmunzelnd ergänzt er: „Das sollte aber nicht nur Zocken sein.“
2020 wurden die IT-Berufe neu geordnet – dabei haben sich die Berufsdefinitionen geändert und neue Berufsfelder sind dazugekommen, erklärt Thomas Kast. Außerdem absolvieren die Schüler eine gestreckte Abschlussprüfung: Nach eineinhalb Jahren kommt Teil 1 mit den Basisqualifikationen, es folgt Teil 2 im dritten Ausbildungsjahr mit den Fachqualifikationen. Diese Neuordnung sei nötig gewesen, meint Thomas Kollmannsberger: „Mit dem ‚Internet der Dinge‘ ergeben sich neue Anforderungen. Da mussten die Ausbildungsberufe nachziehen.“